Daseinsvorsorge contra Umweltschutz

Die SPD-Fraktion im Gemeinderat Seefeld setzt sich mit Nachdruck für den Erhalt des Seefelder-Krankenhauses ein, so wie alle anderen Fraktionen auch. In diesem Punkt sind sich alle Gemeinderätinnen und Gemeinderäte einig! Wenn irgendwie möglich, soll das Krankenhaus am jetzigen Standort erhalten bleiben. Um zukünftigen Ansprüchen zu entsprechen, soll es renoviert und ggf. entsprechend erweitert werden. Dazu werden derzeit Gutachten zum Zustand des Krankenhauses erstellt und Machbarkeitsstudien hinsichtlich notwendiger Erweiterungen angefertigt. Diese sollen bis zum Herbst vorliegen. Wir alle hoffen sehr, dass die Gutachten zu einer positiven Bewertung kommen, damit das Krankenhaus in Seefeld dort bleibt wo es ist – an der Hauptstraße in Oberalting!

Das alte Krankenhaus an der Hauptstraße in Oberalting

Aber was ist, wenn die Gutachter zu dem Schluss kommen, dass das „alte“ Krankenhaus nicht mehr zukunftsfähig ist?! In der Gemeinderatsitzung vom 2. Mai 2017 überraschte Bürgermeister Gum mit seinem „Plan B“: Im Falle des Falles soll das Krankenhaus in unserer Gemeinde neu gebaut werden und zwar im Aubachtal in der Nähe der Eichenallee (gegenüber dem Techno-Park). An diesem Punkt unterscheiden sich die Meinungen nun erheblich! Während die Mehrheit im Gemeinderat zustimmte, einen Antrag auf Herausnahme des Areals aus dem Grünzug „Herrschinger-Moos“ an das Planungsreferat zu stellen, habe ich, gemeinsam mit Ute Dorschner, dagegen gestimmt.

Dieser Teil des Grünzuges “Herrschinger Moos” an der Eichenallee in Oberalting muss erhalten bleiben!

Warum?

Wir beide möchten unter allen Umständen verhindern, dass an dieser Stelle irgendetwas gebaut wird, auch nicht ein Krankenhaus. Im Vorfeld wurden mögliche alternative Standorte für einen Krankenhausneubau im Gemeinderat bisher nicht im Detail diskutiert und die Vor- bzw. Nachteile anderer Standorte nicht öffentlich vorgestellt, besprochen und abgewogen. Die uns Anfang Mai vorliegenden Sitzungsunterlagen waren zu dem unzureichend. Vorgelegte Zahlen und Pläne (zum Beispiel die Größe des benötigten Areals) waren aus unserer Sicht nicht schlüssig. Bemerkungen des Bürgermeisters in der Sitzung waren unserer Meinung nach nicht nachvollziehbar (eine Generalsanierung des jetzigen Krankenhauses sei komplex und aufwendig, ein An-/Erweiterungsbau sei technisch schwer zu realisieren) und teilweise auch nicht richtig (keine Bereitstellung öffentlicher Zuschüsse zu einer Krankenhaussanierung). Eigentlich im Verfahren zu beteiligende Partner waren im Vorfeld nicht entsprechend (Landrat Roth) bzw. offensichtlich unzureichend (Dr. Weiler, Geschäftsführer des Klinikverbunds Starnberg-Penzberg-Seefeld) informiert worden.

Aus unserer Sicht ist kaum nachvollziehbar, dass eine solche und dazu noch nicht ausgereifte Idee für einen Großbau an so sensibler Stelle mal so eben aus dem Hut gezaubert wird. Deshalb fordern Ute Dorschner und ich (für den Fall des Falles) eine sofortige öffentliche Besprechung und Abwägung möglicher alternativer Standorte für einen Krankenhausneubau. Entsprechende Vorschläge werden wir in die Diskussion einbringen. (Lesen Sie dazu auch unseren Antrag zum Thema für den Gemeinderat vom 7. Juli 2017: “Zeitnahe, öffentliche Diskussion im Gemeinderat über mögliche alternative Standorte für einen Krankenhausneubau in der Gemeinde Seefeld”)

Auf jeden Fall werden wir beide den jetzt vorgeschlagenen Ort für einen möglichen Krankenhausneubau auch in Zukunft ablehnen! Das Aubachtal als Teil des Grünzuges „Herrschinger Moos“ ist nicht nur in großen Teilen Landschaftsschutzgebiet und FFH und deshalb besonders schützenswert. Die fast 250 Jahre alte Eichenallee in unmittelbarer Nähe ist darüber hinaus ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur. Das weit ausladende Aubachtal ist ein einzigartiges Naturdenkmal mit seiner besonderen Fauna und Flora, welches viele stark reduzierte Tier- und Pflanzenarten beherbergt (z.B. eine Reihe von Bodenbrütern, u.a. Kiebitze, viele Schmetterlingsarten, Standort für Schwarz-Pappeln). Im renaturierten Aubach ist der Biber wieder eingezogen.

An dieser Stelle soll die Bayerische Umweltministerin Scharf (CSU) zitiert werden. Im Zusammenhang mit ihrem Einsatz für das europäische Natur- und Vogelschutzgebiets-Netzwerk Natura 2000 sagte sie unter anderem (SZ vom 3.7.2017): „Natur und Landschaften bieten unersetzbare Leistungen für die Gesellschaft und sind gleichzeitig wertvolle Rückzugs- und Erholungsräume für jedermann. Ihr Erhalt ist unser größter Auftrag.“ Dem gibt es von meiner Seite nichts hinzuzufügen.

Prof. Dr. Martin Dameris

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